Der Altertumsverein

Geschichte unseres Altertumsvereins

 

Exlibris des alten Grünstadter Altertumsvereins, 1911

 

Der Altertumsverein Grünstadt geht zurück auf den historisch sehr interessierten Emil Müller (1864-1918).

 

Pfarrer Emil Müller, Initiator u. Gründer des Altertumsvereins


Er war evangelischer Pfarrer im Ortsteil Sausenheim und stammte aus Frankenthal-Eppstein. Von 1890 bis 1901 amtierte er in Quirnbach bei Kusel, wo er bereits 1896 das heimatgeschichtliche Büchlein "Aus der Geschichte des Dorfes Quirnbach" herausgab. 

Als Müller 1901 nach Sausenheim versetzt wurde, begann er sofort auch in Grünstadt und Umgebung historisch tätig zu werden. Er publizierte ab Oktober 1902 die Leininger Geschichtsblätter“. 

 

Leininger Geschichtsblätter des Grünstadter Altertumsvereins, Jahrgang 1907

 

Etwa zeitgleich (ebenfalls 1901) übernahm Dr. Stephan Lederer (1844-1923), aus Wachenheim an der Weinstraße, die kath. Stadtpfarrei Grünstadt. Auch Lederer war heimatgeschichtlich stark interessiert; er hatte schon an seinem vorherigen Dienstort Rodalben geforscht und dort das Buch Urkundliche Geschichte der christlichen Religionsübung im Amte Gräfenstein herausgegeben, das 2010 eine Neuauflage erlebte. In Rodalben ist heute das Dr.-Lederer-Haus nach ihm benannt, Sitz des Johann-Peter-Frank-Museums und der Kreis-Volkshochschule.  

 

Dr. Stephan Lederer, 1. Sekretär und Mitbegründer des Altertumsvereins Grünstadt

 

Unter Federführung beider Geistlicher wuchs ein Kreis von Geschichtsfreunden zusammen und es reifte der Plan, einen Verein zur Pflege und Erforschung der hiesigen Lokalgeschichte zu gründen. Erstmals traf man sich vorbereitend am 26. März 1903, im Hotel Jakobslust. Die konstituierende Sitzung des Altertumsvereins Grünstadt und Umgebung“ fand dort am 22. April 1903 statt. Müller übernahm den Vorsitz und gab weiterhin die Leininger Geschichtsblätter heraus, Lederer wurde Vereinssekretär und Schriftführer. Bei der Gründung traten bereits 55 Mitglieder bei. 

 

Beginn des Protokolls der Gründungssitzung des Altertumsvereins, niedergeschrieben von Pf. Stephan Lederer: 

„Gründung des Altertums-Vereins für Grünstadt und Umgebung, am Mittwoch den 22. April 1903. Protocoll: Heute den 22. April 1903 versammelten sich im Gasthause zur Jakobslust in Grünstadt eine Anzahl Herren aus Grünstadt selbst und aus der Umgebung, zur Gründung eines Altertums-Vereins. 

 

Auf der Rückseite der früheren Mitgliedskarten war die Zielsetzung aus § 1 der damaligen Satzung abgedruckt: 

Der Altertums-Verein für Grünstadt und Umgebung setzt sich als Ziel die Pflege der Liebe zur engeren und weiteren Heimat. Er sucht dieses Ziel zu erreichen durch Sammlung, Erhaltung und Deutung von kleineren oder größeren geschichtlichen Denkmälern, vor allem solcher aus Grünstadt, dem Leininger Tal und Eistal, dann auch durch Veranstaltung von Vorträgen, die dem Vereinszweck entsprechend und förderlich sind.  

 

Mitgliedskarte Altertumsverein Grünstadt, aus dem Gründungsjahr 1903

 

Frucht der Vereinsarbeit war 1904 auch die vom Vereinsvorsitzenden Emil Müller herausgegebene,  erste gedruckte Stadtgeschichte Grünstadt und Umgebung“. 

 

Erste gedruckte Stadtgeschichte, herausgegeben 1904 von Emil Müller, Vorsitzender des Grünstadter Altertumsvereins

 

Emil Müller zog 1908 nach Münchweiler an der Alsenz, blieb aber dem Grünstadter Verein treu und redigierte weiterhin die „Leininger Geschichtsblätter“. Ihr Erscheinen  wurde 1915 eingestellt. 1926-1934 existierten die "Neuen Leininger Blätter" als Nachfolgepublikation. 

Dr. Lederer erhielt 1906 seine Versetzung nach Fußgönheim. Ihm folgte 1907, als Vereinssekretär und Schriftführer,  der kath. Grünstadter Stadtpfarrer Leopold Wolf (1848-1911) aus Lambsheim nach. Dessen Grab ist auf dem hiesigen Friedhof erhalten.

 

Grabstein von Pfarrer Wolf, Friedhof Grünstadt

 

Dieser Verein betrieb seit Sommer 1903 ein Museum im damaligen Distriktkrankenhaus, dem heutigen Rathaus (Kreuzerweg). Als Leiter fungierte Franz Ebitsch aus Kersbach in Oberfranken, Rektor des hiesigen Progymnasiums. Er gehörte schon 1903 zur Gründungsmannschaft des Altertumsvereins.

1918 wurde der hiesige Schulrektor Friedrich Ernst (1874-1943) Vereinsvorsitzender, nachdem Pfarrer Emil Müller verstorben war. Er stammte aus München und verfasste zahlreiche Artikel zur Stadtgeschichte; 1927 bzw. 1929 publizierte er eine 2-bändige Geschichte des Progymnasiums Grünstadt. 

 

Friedrich Ernst, Vereinsvorsitzender von 1918 bis 1934

 

Laut dem im Museum Grünstadt aufliegenden Protokollbuch des Altertumsvereins forderte man Ernst im April 1934 auf, den Verein in die neu zu bildende Arbeitsgemeinschaft für nationale Volkserziehung einzugliedern. Sie war eine Unterorganisation von Alfred Rosenbergs Kampfbund für deutsche Kultur und ging später in der Nationalsozialis- tischen Kulturgemeinde auf. Da Friedrich Ernst sich dem verweigerte (laut Protokoll war er dazu nicht zu bewegen), nahm ihm die Stadtverwaltung die Museumsschlüssel weg und kündigte den Mietvertrag für das Museum. Nach eigenen Eintragungen von Ernst suchte er überall in der Stadt vergeblich nach anmietbaren Ersatzlokalitäten für das Museum. Er trat daraufhin am 15. Mai 1934 freiwillig zurück und sein bisheriger Stellvertreter, Lehrer Friedrich Volk, übernahm kommissarisch das Amt. 

Da er nun der politisch motivierten Aufforderung (Gleichschaltung) nachkam, händigte man ihm den Schlüssel wieder aus, verlängerte den Mietvertrag und stellte sogar neue, zusätzliche Museumsräume in Aussicht. Volk trug ins Protokoll ein, bei allem sei es seine hauptsächliche Absicht gewesen, Schaden sowohl vom Verein, als auch von den betroffenen Personen abzuwenden. Den kaltgestellten Friedrich Ernst ernannte man mit Datum vom 19. Februar 1936 zum Ehrenvorsitzenden des Altertumsvereins. 

Nachfolger Friedrich Ernsts, als Vorsitzender, wurde Lehrer Volk, welcher 1953, nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft, einen Abschlussbericht des inzwischen eingeschlafenen Vereins schrieb und die Reste des hier noch vorhandenen musealen Bestandes sicherte bzw. an die Stadt Grünstadt übergab. Im 2. Weltkrieg hatte die Vereinstätigkeit weitestgehend geruht und die wertvollsten Museumsstücke waren zwangsweise an das Historische Museum der Pfalz in Speyer überstellt worden. Allein Friedrich Volk ist die Rettung des Grünstadter Restbestandes zu verdanken, auf den unser heutiges Museum aufbaut. 

Auf Initiative des städtischen Beigeordneten und Vorsitzenden des Kulturausschusses, Eugen Sommer, erfolgte 1949 die Gründung des hiesigen Kulturvereins. Hier wurde auch die Historie mit gepflegt und es entstand  eine Arbeitsgruppe Heimatmuseum.

Die Arbeitsgruppe Heimatmuseum löste sich 1984 aus dem Kulturverein heraus und belebte den Altertumsverein wieder, nun unter dem neuen Namen Altertumsverein Grünstadt-Leininger Land e.V.“ Bei der Gründungsversammlung war auch Friedrich Volk, der letzte Vorsitzende des alten Vereins, anwesend. Der wiedergegründete Altertumsverein hat auch die alte Museumsammlung bzw. die Vereinsunterlagen übernommen, soweit sie nicht durch die Zeitumstände verloren gegangen waren.

Die Sammlung wurde kontinuierlich vergrößert und der Verein betreibt damit das Museum im alten Rathaus Grünstadt.