Neuigkeiten und Neuerwerbungen

Neuigkeiten und Neuerwerbungen des Museums



"Grünstadter Zeitung" jetzt online hier abrufbar


In Kooperation mit dem Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz wurden unsere im Museum archivierten Grünstadter Zeitungen der Jahrgänge 1886 - 1918 nun digitalisiert und ins Web eingestellt.

Die Suchfunktion liefert allerdings wegen der alten Frakturschrift nur bedingt Ergebnisse. Bei wichtigen Recherchen ist daher eine persönliche Suche in den eingestellten Zeitungen unerlässlich!


Nachfolgend der Zugangslink:

 

Zeitungen / Grünstadter Zeitung (dilibri.de) 


(Die Jahrgänge 1919 - 1934 sind ebenfalls bei uns vorhanden wurden jedoch vom Landesbibliothekszentrum wegen datenschutzrechtlicher Bedenken nicht ins Web eingestellt) 



NEUES GEMÄLDE IM MUSEUM 





Wir freuen uns, Ihnen einen Neuzugang unserer Sammlung präsentieren zu können. Aus den Spenden, die uns dankenswerter Weise zum Vereinsjubiläum zuflossen, erwarben wir aus Privathand, im Raum Trier, ein ganz besonderes Stück. Ein sehr seltenes Pastell-Kinderporträt der in Grünstadt geborenen und aufgewachsenen Künstlerin Franziska Riotte (1845 — 1922).


   

Selbstporträt Franziska Riotte


Ihr aus St. Wendel stammender Vater Anton Riotte heiratete 1842 die Grünstadterin Philippina Franziska Völkel (Wirtschaft zum Schwanen, Berggasse). Laut Bürgerbuch wirkte er in Grünstadt als Porträtmaler. Sein Onkel Philipp Jakob Riotte war ein berühmter Komponist der Klassik, in Wien. Sechs Tage nach der Geburt der Tochter Franziska starb die Frau und Anton Riotte heiratete erneut eine Grünstadterin namens Anna Maria Balz. 1859 zog der wieder verwitwete Vater Riotte mit seiner 14-jährigen Tochter nach Trier. Beide lebten dort als Porträtmaler und die unverheiratete Franziska Riotte betätigte sich zusätzlich als Schriftstellerin. Ihre Bilder hat sie (wie auch der Vater) generell nicht signiert — sie waren „Gebrauchskunst“. 



Vater Anton Riotte

Nun tauchte in Franzenheim bei Trier ein Familienerbstück auf, das in Ebay angeboten wurde. Es trägt rückseitig die Beschriftung „Unsere liebe selige Kätchen als Kind von 3 Jahren, Pastell von Frl. Riotte“. Zweifelsohne ein Werk unserer Grünstadter Künstlerin, wohl um 1900 als bleibende Erinnerung an ein verstorbenes Kind gefertigt. Für 400 € konnten wir es der Stadt Grünstadt sichern und es hängt nun bereits im Museum.


  

 Rückseitige Beschriftung unseres neuen Bildes


Franziska Riotte stand in der Tradition von Nikolaus Lauer, dem Altmeister der deutschen Pastellmalerei, bei dem ihr Vater gelernt hatte. Sie war hier lange Zeit völlig vergessen. Der Kalender der Gleichstellungsstelle Grünstadt/Leininger Land stellte 2021 zwölf inspirierende, bedeutende Frauen unserer Region vor. Dabei befand sich auch Franziska Riotte, deren Selbstporträt das Cover zierte. Das Original ist im Museum St. Wendel ausgestellt. 



Wiedereröffnung des Museums, mit neuer

Sammlung


Ab Pfingstsonntag 5.6.2022 wird das Museum Grünstadt (Altes Rathaus, Hauptstrasse 84), an jedem Sonntag zwischen 14.00 und 17.00 Uhr, wieder für das Publikum geöffnet sein. 

Unsere Sammlung wurde völlig neu aufgebaut und umfasst nun auch wertvolle Stücke aus dem Grünstadter Altbestand, die man 1944 nach Speyer auslagerte und erst im Mai 2022 — nach über 75 Jahren — hierher zurück kamen. Mit dabei u.a. ein keltischer Humpen aus der Friedhofstrasse und die berühmte fränkische Bügelfibel, entdeckt bei der Friedhofserweiterung, 1903. 

         

Außerdem wurde zwischenzeitlich im Museum ein steinernes Wirtshausschild von 1746 aufgestellt (der sogenannte Mohr), das man 2020 an einem Haus in der hiesigen Fußgängerzone entfernte. 






Ein Seepferdchen im Grünstadter Rathaus  


Im Fundus unseres Grünstadter Museums befindet sich schon seit Menschengedenken die hier abgebildete, bunte Glasscherbe. Es ist der Flügel-Stengel eines Renaissance-Weinglases „Façon de Venise“, also venezianischer Machart. Solche Gläser waren sehr kostbar und im 17. Jahrhundert verbreitet. Laut dem Mittelalterarchäologen Harald Rosmanitz stammt unser Stück, mit blauem Flügel in Form eines Seepferdchens und einem schneckenförmigen, weis glasierten, in sich gedrehten Glasfaden, sehr wahrscheinlich aus Antwerpen. Die Herstellung war überaus kompliziert und eine handwerkliche Spitzenleistung. 




Aufgrund der Eintragungen in unserem historischen Einlaufbuch und eines aufgefundenen, über 100-jährigen, Beschriftungsschildchens des alten Grünstadter Museums, konnten wir nun ermitteln dass die Scherbe 1906, beim Umbau des alten Rathauses (heutiges Museum), dort aufgefunden wurde. 


  



Sicher gehörte das Glas ursprünglich einmal zur Ausstattung unseres Rathauses, in der Renaissancezeit. Vielleicht ging es 1689 zu Bruch, als die Franzosen die Stadt verwüsteten und niederbrannten.
 

So ähnlich sah unser Glas aus, als es noch ganz war 



Schön dass die Bauarbeiter beim Umbau von 1906 unsere Scherbe als etwas Besonderes erkannten und sicherten. Wer wird aus dem Stengelglas vielleicht schon alles Pfälzer Wein geschlürft haben und wer machte es wohl kaputt?? Das Seepferdchen hätte sicher viel zu erzählen…


Ein Grünstadter Topf aus der Zeit der Pyramiden




Im Magazin des Museums Grünstadt konnte wieder ein toller Fund gemacht werden. 

Es handelte sich um 3 große, rauhe, dickwandige Scherben, um die sich offenbar nie jemand näher gekümmert hatte. Verschmutzt mit Erde, so wie aus dem Boden ausgegraben, überstanden sie in einem Karton, auf dem Speicher von Schloß Oberhof, beim Restbestand des alten Altertumsvereins, den 2. Weltkrieg und gelangten später ins Museum, wo sie niemand beachtete. Sie wurden nun gewaschen und passten zusammen. Begutachtende Archäologen haben festgestellt, es ist der Rest eines Topfes aus der Jungsteinzeit, ca. 4500 Jahre alt. Genau zu der Zeit als in Ägypten die Pyramiden erbaut wurden, hat ihn ein Handwerker im Leininger Land geformt und gebrannt. 

Glückliche Umstände haben uns das Objekt — bisher unerkannt — erhalten und wir freuen uns natürlich sehr darüber.




Ein unerkanntes römisches Stück


Quasi als vorgezogenes Weihnachtsgeschenk fiel uns diese Woche im Museumsmagazin eine bisher völlig unbeachtete, kleine Scheibe aus Bronzeblech in die Hände. 

Sie stammt zweifelsohne aus Grünstadt oder Umgebung und kam wohl Anfang des 20. Jahrhunderts, mit einer Vielzahl anderer römischer Fundstücke ins Museum. Registriert wurde sie damals nicht, da man sie offenbar für mehr oder weniger bedeutungslos hielt, zuletzt war sie als mittelalterlich eingestuft.


In Wirklichkeit ist sie das Relikt eines römischen Legionärs, der sie mit Stolz, als Auszeichnung, an seiner Uniform trug. Man nennt diese Scheiben Phalerae, sie wurden meist bei berittenen Truppen getragen. Unsere zeigte ursprünglich einen Löwenkopf, von dem leider die Mitte ausgebrochen ist. Vermutlich wurde der Krieger hier bestattet und man hat ihm das Ehrenzeichen mit ins Grab gegeben.   

 


 


So wie auf dem nachfolgenden Bild dargestellt wurden die Phalerae an der Uniform getragen. 



Das ist ein römischer Grabstein, den man in Xanten ausgrub. Der darauf dargestellte Legionär trägt 4 Phalerae. Ähnlich wird wohl auch unser Grünstadter Soldat einmal ausgesehen haben. Wir kennen ihn nicht, aber er hat uns seine Tapferkeitsauszeichnung hinterlassen, die nun im Museum einen gebührenden Platz erhalten wird. 




Wer war Johann Trübenbach??

Vielen Geschichtsinteressierten werden vermutlich die beiden in Ebertsheim geborenen, aber in Grünstadt bzw. Sausenheim lebenden Malerbrüder Johann Adam Schlesinger (1759-1829) und Johann Schlesinger (1768-1840) bekannt sein. Ihre Werke hängen in unseren Heimatkirchen und das Grünstadter Museum besitzt ebenfalls eine Anzahl von ihnen.

Nur wenn man sich näher mit ihnen befasst hat, ist einem auch der Name ihres ebenfalls malenden Großvaters Johann Trübenbach (+ 1781) aus Ebertsheim geläufig, von dem gesichert ist, dass er der Lehrmeister seines Enkels Johann Adam Schlesinger war. Bisher galt Trübenbach fast als legendäre Gestalt, zwar oft im Schlesinger-Zusammenhang genannt, aber durch keinerlei konkrete Werke belegt. 

Das hat sich nun schlagartig geändert, denn es ist in Marienfels, im Taunus eine Kirche bekannt geworden, die komplett von Johann Trübenbach aus Ebertsheim ausgemalt wurde, da sein Bruder Johann Peter dort lutherischer Pfarrer war. In ländlich-barocker Schönheit schuf er hier einen Zyklus von 24 Tafelgemälden zum Leben Jesu und Bilder der Apostel. 

Hier ein Video zu den Gemälden Johann Trübenbachs in Marienfels (Eberswald statt Ebertsheim ist natürlich ein Versprecher). 

 

Der Vorstand des Altertumsvereins Grünstadt möchte die Bilder alsbald vor Ort in Augenschein nehmen. Ein Vortrag zu Trübenbach soll sich anschließen. 

 

Neues Aquarell zur Stadtgeschichte

Am 26.9.2020 konnten wir aus Grünstadter Privatbesitz für unser Museum ein schönes Aquarell mit dem historischen Fachwerkhaus Kellergasse 5 erwerben, das leider in den 1970er Jahren, im Rahmen der sogenannten Stadtsanierung, abgerissen wurde. Das Bild ist datiert "1978", die Künstlersignatur bisher noch ungeklärt. Das interessante Objekt hängt nun schon im Treppenhaus unseres Museums. 

 

 

Das Meisterstück eines Grünstadter Holzbildhauers

 

Schon länger konnten wir aus Privatbesitz das Meisterstück des Grünstadter Holzbildhauers Heinrich Joa (1887-1959) erwerben. Jetzt hat es einen Ehrenplatz in unserem Museum gefunden. 

Es handelt sich um einen gepolsterten, reich beschnitzten Sessel, im Stil des flämischen Barock, gefertigt von Heinrich Joa, als sein Meisterstück, 1906/1907. Er trägt die Bezeichnung: Kopiert 1906, fertig 1907 und oben an der Lehne Joas Meistermonogramm "HJ".

Der Künstler schuf nach dem 2. Weltkrieg u.a. auch die Gruftdeckel der Leininger Grafen in der Martinskirche und die Zierteile der dortigen Kirchentüren. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Graf von Leiningen kehrt zurück

 

Dieses wunderschöne Gemälde, einst gestiftet für den Sitzungssaal des damaligen Rathauses (heute Altes Rathaus), hängt seit 22. Juni 2020, als Leihgabe der Stadtverwaltung, in der Dauerausstellung des Museums Grünstadt, worauf wir sehr stolz sind. 

Nach ihm wurde der Röhrbrunnen in der Hauptstraße gestaltet. Es stellt den letzten Altleininger Grafen Reinhard August zu Leiningen-Westerburg-Altleiningen (1863-1929) dar, porträtiert als sein Leininger Ahnherr, Graf Emich II., Erbauer der Burg Altleiningen und Stifter des Klosters Höningen. Geschaffen hat es 1913 der damals berühmte Maler Guido Schmitt aus Heidelberg, Cousin des Stifters Carl Leonhard, Direktor der Heidelberger Portland-Zement-Werke, der im 19. Jahrhundert in Grünstadt die Schule besuchte. 

Das historische Bild ist nun ins Alte Rathaus zurückgekehrt, für dessen Ratssaal es einmal gemalt wurde. 

 

Unser Tafelklavier wurde einem berühmten Meister zugeschrieben

 

Das Museum im Alten Rathaus besitzt ein barockes Tafelklavier aus der Zeit um 1780. Es hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Der Grünstadter Klavierbauer Julius Schreyvogel schenkte es 1911 dem Altertumsverein; damals schon als „Antiquität“. Als das frühere Museum aufgelöst wurde kam es 1944 auf den Dachboden des Schlosses Oberhof in der Neugasse und geriet dort in Vergessenheit. Nach Wiedergründung des Altertumsvereins in den 1980er Jahren entdeckte man das Klavier dort, brachte es in das gerade in der Neugasse wieder eingerichtete Museum und nahm es bei dessen Umzug mit ins Alte Rathaus. Es wurde zwar als „alt“ aber durchaus als nichts Besonderes angesehen. Im Internet fanden wir nun gleichartige Stücke, wodurch der Verdacht auf einen berühmten Hersteller aufkam. Dieser hat sich inzwischen bestätigt. Laut dem Instrumentenmuseum auf Schloss Homburg am Main, handelt es sich um ein kostbares Werk des hessen-darmstädtischen Hoforgelbauers Johannes Oberndörfer (1744-1816) aus Jugenheim an der Bergstraße und dürfte das am besten erhaltene seiner Tafelklaviere sein. Es stellt für Grünstadt ein bedeutendes kulturgeschichtliches Zeugnis dar, denn zur Zeit der Herstellung war es als handgefertigtes Unikat aus edlen Werkstoffen immens teuer und keineswegs überall vorhanden. Mozart spielte 1778 am Kirchheimbolander Hof auf einem ähnlichen Instrument.   

 

 

Heute, am 9. Mai 2020 erschienen die Restauratorin Frau Isolde Zipperer und Herr Michael Günther vom Instrumentenmuseum Schloss Homburg am Main bei uns und begutachteten bzw. dokumentierten das Grünstadter Tafelklavier für die Fachwelt. 

 

Heute in unserem Museum beim Untersuchen des Grünstadter Klaviers. Gerade wurde eine Taste entnommen, die mit Ebenholz und Elfenbein belegt ist. 

 

Herr Günther wird hier einen Vortrag darüber halten und möchte zu gegebener Zeit eine Broschüre dazu publizieren, da es sich offenbar um das bedeutendste, noch existierende Tafelklavier aus der Odenwälder Werkstatt Oberndörfer handelt. Um einen Einblick in die weitgehend unbekannte Klavier-Klangwelt des 18. Jahrhunderts zu geben, die durch dieses Instrument auch in Grünstadt vorhanden war, bot er darüber hinaus an, bei dem Vortrag auf einem von ihm mitgebrachten, gleichartigen Instrument zu musizieren, das sich normalerweise in der Sammlung auf Schloss Homburg am Main befindet.

Hierdurch sollen auch Spenden für eine Teil-Restaurierung unseres Klaviers gesammelt werden, das durch die Alterseinflüsse zwar momentan nicht bespielbar ist, jedoch in einem erfreulich guten Allgemeinzustand sei. 

Wir freuen uns darauf... ! 

 

Ein römischer Bronzespiegel aus Grünstadt

 

Bei den Aufräumarbeiten fiel uns ein bisher völlig unbeachtetes Pappschächtelchen, mit alten Glasnegativen in die Hände. Sie zeigten die frühgeschichtliche Sammlung des Grünstadter Museums, um 1910. Beim (mühsamen) Betrachten erinnerten wir uns, einige Fotos davon bereits in einem Buch gesehen zu haben und fanden sie tatsächlich bei Walter Lampert "Grünstadt in alten Bildern", Band 2, 1980. Neben vielen verloren gegangenen Dingen  erkannten wir darauf direkt eine runde, verzierte Metallscheibe, die wir aktuell noch im Museumsbestand hatten, über die uns aber nichts Näheres bekannt war. Nun laßen wir, dass es ein römischer Metallspiegel sei und fanden im Web diverse Vergleichsstücke. 

 

Historisches Foto aus dem Lampert Buch 

 

Sofort suchten wir die abgebildete Scheibe und fanden sie in einem Ablagekarton für unidentifizierte Artefakte. Sie ist kreisrund, mit 9,5 cm Durchmesser, leicht nach außen gewölbt und besteht aus Weißbronze.

 

Außenseite des Spiegels, 1.-2. Jahrhundert nach Christus

 

Durch die Entdeckung der Glasnegative und die Beschreibung im Lampert-Buch konnten wir das Objekt nun identifizieren und stellten zudem fest, dass ein "römischer Spiegel" schon 1923 in einer Beschreibung des Grünstadter Museumsinventars auftauchte. Höchstwahrscheinlich handelt es sich hierbei um das gleiche Artefakt. 

Nun liegt der Spiegel an einem sicheren Platz und wird bald in die neue Dauerausstellung eingereiht. Er ist jetzt (und war wohl auch früher) glaslos, denn man polierte die Scheiben innen auf Hochglanz, um den Spiegeleffekt des Metalls zu erzielen. Durch Verwendung von stark silbriger Weißbronze ließ sich dieser noch verstärken. 

Unser ägyptisches Vereinsmitglied Mostafa Kotp konnte ergänzen, er habe in der Bibliothek von Alexandria gelesen, die Römer hätten früher aus Ägypten speziell feinkörnigen Wüstensand zur Spiegelpolitur importiert. 

 

Innenseite des Spiegels, 1.-2. Jahrhundert nach Christus 

 

Ein 300-jähriger Topf wurde entdeckt


Im Magazin auf dem Museumsspeicher entdeckten wir vor 2 Tagen einen hohen Salzglasur-Topf, mit breiter Krempe, wie er früher oft zum Aufheben von Mehl oder Salz genutzt wurde. Er kam uns noch nie als etwas Besonderes vor, denn derartige Töpfe gibt es viele. Sie wurden auch in Grünstadt und dem Umland produziert, da es hier guten Ton als Rohprodukt gab. Die Hafner und Töpfer in Grünstadt und Neuleiningen waren besonders zahlreich; quasi Vorläufer der späteren Steingutfabrik, die ebenfalls diese Rohstoffe nutzte. 

 

Der im Magazin des Museums aufgefundene Topf 

 

Der Keramiktopf besitzt beidseitig eine florale, reliefierte Verzierung. Bei näherem Hinsehen stellten wir erstaunt fest, dass darin das Herstellungsjahr "1680" verborgen ist. Der Topf ist also 340 Jahre alt. In dieser Zeit versteckte man zuweilen gerne Jahreszahlen oder Monogramme als kleines Geheimnis, so dass man sie nicht auf den ersten Blick erkannte.

 

Die I ist links außen, 6 u. 8 erscheinen mittig als Teil einer Blume, die o wieder rechts außen

 

Unser Topf ist daher etwas ganz Besonderes und stammt noch aus der Sammlung des alten Altertumsvereins, vor 1945. Ohne es zu wissen besaßen wir eine Kostbarkeit, die wir nun selbstverständlich in unsere Dauerausstellung zur Stadt- und Regionalgeschichte einreihen werden.   

 

Die Schneider-Leichenkasse Grünstadt

 

Bei den Sichtungsarbeiten stießen wir letzte Woche auf das Protokollbuch der Grünstadter Schneider-Leichenkasse von 1750. Es war völlig aufgelöst und wurde wieder in eine feste Form gebracht, u.a. der Lederrücken geklebt und neu mit den Einbänden verbunden. Jetzt ist es wieder ein Buch...

Bei der Schneider-Leichenkasse handelte es sich um eine frühe, örtliche Sterbeversicherung auf solidarischer Basis. 

 

Lade oder "Büchse" der Schneider-Leichenkasse -- jetzt Spendenkasse im Museum

 

Die "Büchse" oder Lade der Leichenkasse steht ja schon lange bei uns als Spendenkasse im Museum  (aufgeklappt und abgedeckt durch eine Glasplatte mit Einwurfschlitz). Laut innen eingeklebtem zeitgenössischem Zettel ist sie von 1822 und löste eine ältere ab. 

Es heißt da auf dem Zettel:

"Grünstadt den 20. Februari 1822 ist die Neue Lade der Schneider Leichen 
casse, der Gesellschaft, Frau Mutter Best'in
übergeben worden, und sie leistet uns eine
Jährliche Caution vor die Sämbtliche casse 
sie ist verfertiget von He. Peter Walter, Schreiner Meister - 3 (Taler)
und Schlosser Arbeit von He. Daniel Keysel - 5 (Taler)
und ist von dem Schneider Lehr Jungen ???wald bezahlt worden - 8 (Taler) " 

 

Eingeklebter Zettel in der Lade

 

Wir haben uns einmal die Mühe gemacht, die im Protokollbuch sehr umständlich abgefasste seitenlange Gründungsurkunde der Kasse, vom 9. Februar 1750, ins Reine zu schreiben und zeigen nachfolgend die interessantesten Passagen. Am Schönsten ist sicher die Floskel, die Satzung habe Gültigkeit "solange es etwan Grünstadt heißet", also für immer.

 

Repariertes Protokollbuch von 1750, im Magazin des Museums

 

Den heut zu entgesetzten Dato hat Hoch Löbliche Schneiderzunft dahier in Grünstadt vor gut befunden und durch schriftliche Überlegung dahier sämtlich und einhälich beschlossen, eine Collecte oder Leichen Cassa Büchs aufzurichten undt soll solches in folgenten Conditionen puncten undt Articulen bestehen

nehmlich

1. Erstlich soll wochentlich ein Meister aus unserem Handwerk von Haus zu Haus zu jedem Meister unseres Handwerks gehen und auf ein dazu gemachtes Register bey jedem Meister einen Kreuzer einsamlen undt soll jedes mahl der selbe Meister an dem die Tour ist einen ganzen Monath dieses Geldt einsamlen und zwar wochentlich auf Mon- oder Dienstags herum gehen, auch soll ein jeder, sooft dieser Gang ohne erhebliche Uhrsach unterlassen oder versäumt wird, zehen Kreuzer in die Cassa Büchs zur Straf erlegen.

2. Zweytens wann einen Meister so eine tour oder ein Monath aus ist, so soll er das eingesamblete Geld an denjenigen Meister, wo die Cassa oder Collectenbüchs anvertrauth ist, gegen Quittung überliefern.

4. Viertens soll dießes geldt so eingesamlet wirdt, absolute zu nichts anders angewendet oder stipulieret werden als wann bey dieser geldt rahren Zeit etwann der liebe Gott durch seinen Götthlichen willen ein oder den anderen Meister mit einem Trauerfall anheischen sollte um desto beßer die leichen Kosten bestreiten zu können, so soll aus dieser Collecten Cassa zur steuer und bey helf fallen, nehmlich auf folgende arth und weiß, ferortnet und gehalten werden. Erstlich weilen wann ein Meisterfrau oder Meister dieser zunft verstorben ist, so hat jeder Zeit die Zunft wie jetzo noch, ortentlich zu Grab getragen, da hat sich hernach die ganze Zunft vom Gottesacker in das Gotteshaus verfügt, hernach auß der Kirch sindt sie wieder auf der Herberg in der Zunftstuben eingekehret, dahat alsdann daß lengstlebende, es sey gleich Mann oder Frau, will auch sagen es seyen gleichenauf Kinder oder Freunde dieser hinterbliebenen fammilig, so haben sie biß daher dießer Zunft wegen der leichen begleittung undt bewirthung waß sie bei einem begräbnis Ihnen und zu Ihren halben allemahl zahlen müssen zwey gulden.

Aber jetzo

5. Fünftens soll anstatt deßen waß hier oben beschrieben auß dieser Leichen Cassa erstlich die gedachten zwey Gulden an die Zunft zum besten auf der Herberg oder Zunftstuben gegeben werden undt auch noch aus dieser Cassa Büchs müssen zweytens der hinderbliebenen familie oder längstlebenden, es sey Mann, Frau oder Kinder, vier gulden um desto besser die leichen kosten bezahlen zu können, sogleich in das trauer Haus vor der leichen geschickt werden, undt zwar durch den Jungmeister dieser Zunft.

6. Sechstens wann ein Todtesfall in dieser Zunft vorgehet, auch daß ein Sohn oder Tochter sterben sollte, so dochschon so viel Jahre erlebet hätten, dass die leich auf der Todtenbahr muß auf den Gottesacker getragen werden, so soll es durch 4 oder 6 bis 8 (je) nachdem die Person erwachsen, hinauß getragen und begraben werden und daß soll durch niemandt anderst als durch schneidergesellen geschehen, da soll mann sogleich als das leichen gebott angesagt wirdt, die hierzu benöthigten gesellen beim altgesellen ansagen, damit derselbe so viel hierzu von Nöthen auch kann auf bestimmter Zeit durch einen Bursch auf die Herberg bescheiden lassen. Dann wollen mit solcher leich die ganze Zunft mit schwartzen Mäntel undt Zunftflihren (= Zunftschmuck) - wie auch die gesellen so tragen Müßen - mit gehen, so sollen die Meister aus der Cassa Büchs, nach der Leich auf der Zunftstuben zu ihre Zehrung haben Einen Gulden zwanzig Kreutzer und die Gesellen so tragen und das Grab machen müßen sollen auch sogleich auf der Herberg einen Gulden und zwelf Kreutzer zu verzehren haben. Es soll jeder Meister unserer Zunft mit einem Mantel nicht allein mit der Leich auf den Gottesacker, sondern auch mit in die Kirch undt nach Anhörung Gottes wordt sollen sie wieder miteinander auf die Herberg gehen und wann solches von dem einen oder anderen Meister ohne erhebliche Uhrsach unterlaßen wird, ob er gleich mit auf den gottesacker gegangen undt nicht mit in die Kirch um Gottes wordt anzuhören, das soll bey ob angeführter straf jedesmahl in die Collecten Cassa verfallen seyen.

10. Zehendes Ein oder der andere Meister so sich in diese Leichen Cassa eingelaßen hat undt Erkennt über kurz oder lange Zeit reuen, daß er davon will, so soll keineswegs von seinem Eingelegten geldt, nicht das Mindeste oder ein pfennich zurückgereicht oder gegeben werden undt soll hernach derselbe so sich auß diesem löblichen werk getrennt, keineswegs mehr angenommen werden, Er möchte auch zahlen waß er will.

12. Nehmlich es soll jedesmahl so oft ein leichengebott an oder umgesagt wird, ein jeder Meister schuldig undt verbunden seyen, auf die hierzu bestimmte Zeit auf der Herberg in der Zunftstuben, mit einem schwarzen Mantel zu erscheinen undt können diese puncten so jetzo aufgesetzet worden solang es etwan Grünstadt heißet oder eine schneider zunft dahier seyen wird, nimmermehr aufgehoben oder abgethan werdten.

Deßwegen wie oben gemeltet um stehter festhaltung sindt dieße puncten undt Articul aufgesetzet undt mit Eygenhändiger unterschrift bestätiget undt bekräftiget wordten

so geschehen, Grünstadt d. 9.ten Fbr. 1750 

 

1. Seite der Gründungsurkunde von 1750, im Protokollbuch

 

 

Im Juli 2018 konnten wir über 20 interessante Bauzeichnungen des ehemaligen Grünstadter Zimmerermeisters Philipp Scheffel für das Museum sichern.

Scheffel besuchte 1907/1908 die renommierte Königliche Kreis-Baugewerkschule Kaiserlautern (heutige Pfalzgalerie) und fertigte dort im Unterricht sehr schöne, teils kolorierte Zeichnungen an, die wir nun als ein Stück Grünstadter Historie im Museum aufbewahren.

 

Näheres zur Königlichen Kreis-Baugewerkschule Kaiserslautern ist hier nachzulesen (einfach anklicken): 

https://de.wikipedia.org/wiki/Baugewerkschule_Kaiserslautern

 

Ornamentzeichnung des Grünstadters Philipp Scheffel, gefertigt in der Kgl. Kreis-Baugewerkschule Kaiserslautern (jetzt im Museumsbestand)

 

Zeichnung für ein Grünstadter Bauprojekt, gefertigt von Philipp Scheffel an der Kgl. Kreis-Baugewerkschule Kaiserslautern, 1907 (jetzt im Museumsbestand)  

 

Im März 2018 konnten wir aus Privatbesitz eine gerahmte Original-Zeichnung mit Ansicht von Grünstadt erwerben, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts vielfach als gedruckte Lithographie verbreitet war und vom Verlag S. Bühler in Mannheim vertrieben wurde. 

 

 

Die neu erworbene Originalzeichnung (wegen des spiegelnden Glases leider mit einigen Reflexionen)

Das Bild trägt unten rechts den Künstlervermerk: „Nach der Natur gezeichnet v. L.Braun“

Die Datierung ist wegen dem erst 1854 erhöhten Nordflügel des Leininger Unterhofes (rechts von der Martinskirche zu sehen) eindeutig in die Zeit danach einzuordnen. In heimatgeschichtlichen Büchern über Grünstadt wurde diese Darstellung bisher immer um 10 Jahre älter geschätzt.

   

Signatur der Zeichnung: L. Braun 

Nach bisherigen Erkenntnissen handelt es sich bei unserer Neuerwerbung um ein signiertes Frühwerk des später sehr berühmten Malers Louis Braun (* 23.9.1836 in Schwäbisch-Hall, † 18.2.1916 in München). Er verlor früh seine Eltern und wuchs unter der Obhut seines wenig bekannten Malerbruders Reinhold Braun, in ärmlichen Verhältnissen auf. Ab 1857 lernte er an der Kunstschule Stuttgart und ging 1859, zur Ausbildung bei dem Maler Horace Vernet, nach Paris. Die vermutlich als Auftragsarbeit des Mannheimer Verlags geschaffene Grünstadter Zeichnung dürfte aus dieser frühen Schaffensperiode stammen und diente wohl zur Finanzierung der Ausbildung. 

 

Louis Braun (1836-1916) 

1869 ließ sich Louis Braun dauerhaft in München nieder. Er malte bzw. zeichnete zunächst Landschaften und bayerische Genreszenen, spezialisierte sich durch den deutsch-französischen Krieg 1870/71 aber mehr und mehr auf die Militärmalerei. Eines seiner berühmtesten Großbilder „Parade vor dem Prinzregenten auf dem Oberwiesenfeld“ hängt heute im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt. 

 

Prinzregent Luitpold besucht den Maler Louis Braun, 1896 in seinem Atelier, bei Fertigung des Großgemäldes „Parade auf dem Oberwiesenfeld“

Seit 1889 unterrichtete Louis Braun als Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München.

Schließlich wandte er sich der gerade in Mode gekommenen Kunstform der monumentalen Panoramabilder zu, die seit Einführung der Lichtspielhäuser völlig verschwunden ist. In kreisrunden Gebäuden wurden Monumentalgemälde auf der umlaufenden Wand angebracht, die quasi keinen Anfang und kein Ende besaßen. Oft hatten diese Bilder riesige Dimensionen von über 100 Metern Länge und 10-20 Metern Höhe, was gigantische und fast lebensnahe Eindrücke hervorrief. Die Ausstellungs-Rotunden waren meist ca. 15-20 m hoch und hatten einen Durchmesser von etwa 30-35 m. Innen erreichten die Besucher durch einen schmalen Gang eine in der Mitte des Raumes stehende Plattform. Ohne künstliche Beleuchtung wurde das Bild von der gläsernen Decke her beleuchtet. Vorbeiziehende Wolken oder sonstige Witterungsverhältnisse konnten daher die Erscheinung des Kunstwerkes stark verändern bzw. beleben. Den Bereich zwischen Plattform und Gemälde füllten zumeist thematisch passende Gegenstände (Waffen, Tierpräparate, Pflanzen, Uniformgegenstände etc.) aus, um den Übergang vom zweidimensionalen Bild zum dreidimensionalen Raum unauffällig zu gestalten. Die Trennung von Bild und Raum sollte möglichst aufgehoben sein, um die Illusion von Realität zu erzeugen. Die Betrachter waren dem Gemälde von allen Seiten ausgesetzt und in das Geschehen förmlich mit einbezogen.

 

Panoramarotunde für Louis Brauns Monumentalgemälde in Leipzig

 

Braun malte 1879/80 für Frankfurt am Main das Panoramabild „Die Schlacht von Sedan“. Es war 122 Meter lang und 15 Meter hoch. Gleichartige Kunstwerke – immer mit dem Bau einer zugehörigen, runden Ausstellungshalle verbunden – fertigte er 1882 für München, 1883 für Dresden und 1884 für Leipzig. Der Erfolg dieser Bilder war – auch in finanzieller Hinsicht – so gewaltig, dass sich Louis Braun fortan fast ausschließlich diesem Metier widmete. Er ließ in jener Zeit für seine Panoramabilder auf der Münchner Theresienhöhe ein Atelier in Form und Größe einer Ausstellungsrotunde erbauen und beschäftigte einen ganzen Stab von Kunstmalern und Hilfskräften, die ihm zuarbeiteten. Allein die Leinwand für ein solches Kunstwerk wog schon mehrere Tonnen. Für die Panoramen suchte der Künstler die Originalschauplätze auf und informierte sich, wie ein moderner Berichterstatter, bei den Augenzeugen. Seine Schöpfungen waren gemalte Bildreportagen, die ein Höchstmaß an Authentizität in der Darstellung boten. Durch die fortschreitende Filmtechnik nahm das Interesse an den Panoramabildern schließlich rapide ab. Brauns Atelierrotunde in München brannte 1915 nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Von seinen vielen Panoramabildern ist aktuell keines mehr zugänglich, die meisten sind komplett zerstört oder verschollen.

 

Louis Braun bei der Arbeit, 1900

 

Louis Braun war einer der berühmtesten und außergewöhnlichsten Münchner Maler seiner Zeitepoche und unser Museum ist stolz darauf, nunmehr ein Original von seiner Hand zu besitzen, das unsere Stadt abbildet.